Digitale-Spiele-Welt

Jugendmedienschutz und Lernplattformen

Digitale Spiele machen für die Jugendlichen und auch Kinder inzwischen einen wesentlichen Teil ihrer Freizeitbeschäftigung aus. Die Faszination, die von diesen Spielen ausgeht, sucht ihresgleichen. Wenn man bedenkt, wie detailreich und intensiv die modernen Spiele sind, ist es auch durchaus verständlich, dass die Jugendlichen gerne Ihre Zeit damit verbringen. Anders als bei einem Spielfilm oder einer Serie können die Spieler den Spielverlauf mit beeinflussen. Die Faszination liegt in erster Linie auch in der aktiven Teilnahme bei diesen Spielen.

Prinzipiell ist ja auch erst mal nichts dran auszusetzen, ich selbst spiele auch gerne das eine oder andere Spiel und bin immer wieder fasziniert, was die heutige Technik an Bildern und Spielerlebnis ermöglicht. Da ich selbst inzwischen auf eine mehr als 30-jährige Erfahrung zurückgreifen kann, sehe ich durchaus die enorme Entwicklung in dieser Zeit.

Screenshot Hugo's House of Horror

Screenshot Hugo’s House of Horror

Wenn ich selbst mit Freunden Spiele wie z.B. „Hugo’s House of Horror“ gespielt hatte, hatten wir auch jede Menge Spaß dabei. Wochenlang haben wir gerätselt, wie man wohl weiterkommen könnte. Mir fällt dabei auf, dass die Spiele der damaligen Zeit deutlich schwieriger zu spielen waren, die Gefahr des Scheiterns schwebte ständig bei unserem Haupt. Die Grafik, die war damals wirklich grottenschlecht, das sieht man auch an dem Bild auf der rechten Seite. Heutzutage hat man teilweise den Eindruck, dass man sich in einem Spielfilm bewegt.

Insgesamt sehe ich drei große Probleme, wenn die Spieler noch jugendlich sind und sich voll in ihrer Entwicklung befinden.

Die Zeit: Schüler haben oft Schwierigkeiten Grenzen zu setzen. Wenn ich mich mit meinen Medienscouts mit diesen Themen auseinandersetze, fällt mir auf, dass nur wenn die Eltern Grenzen setzen, die Jugendlichen maßvoll spielen. Sehr häufig höre ich, dass sie oder ihre Freunde das ganze Wochenende durchgezockt haben.

Die Belohnungen: Ich hatte ja schon eingangs erwähnt, dass die modernen Spiele inzwischen meistens relativ leicht zu spielen sind, zumindest habe ich die Möglichkeit zu Beginn ein einfaches Niveau einzustellen. Hier haben also die Schüler die Möglichkeit sich durch das Spiel selbst zu belohnen, und das ist deutlich einfacher als im wirklichen Leben, wenn es zum Beispiel um gute Noten geht. Während ich für einen umfangreichen Vokabeltest viel Zeit investieren muss, kann ich mit deutlich weniger Zeitaufwand und auch viel mehr Spaß mir meine Belohnungen über das Spiel abholen. Ich habe auch in der Oberstufe immer wieder eine ganze Reihe an wirklich sehr intelligenten und begabten Jugendlichen, die jedoch genau damit ein ernsthaftes Problem haben. So mancher musste dann später sogar sein Studium abbrechen. Schade!

USK 18

Das Alter: Sehr viele Schüler spielen Spiele, die nicht für das Alter angemessen sind. Die Schwierigkeit besteht darin, dass es für Eltern manchmal nicht abzuschätzen ist, wie sich Spiele auswirken können. Die Brutalität von Shootern, Zombie-Apokalypsen etc. ist oft nicht ohne. Und bei manchem Computerspiel habe ich mich auch schon gefragt, ob die gezeigte Brutalität für das Spielprinzip wirklich hilfreich ist. Und es ist so, dass die Hälfte der 5-6. Klässler – und ich rede hier von einem Bischöflichen Gymnasium, das relativ weit weg davon ist, ein Brennpunkt sozialer Missverhältnisses zu sein – Spiele spielt, die eigentlich ab 18 sind. Bedenken habe ich neben den möglichen schlaflosen Nächten aufgrund von Albträumen hinsichtlich der ethischen Entscheidungsfindung. Schüler werden teilweise bei Spielverläufen dazu gezwungen, ihren Protagonisten Folter anwenden zu lassen, oder auf unschuldige Menschen zu schießen. Dazu kommt noch, dass die Schüler sich teilweise mit den sehr schwierigen Persönlichkeiten der Protagonisten der Spiele identifizieren. Wie sollen Jugendliche später einmal im wirklichen Leben sinnvolle ethische Entscheidung treffen oder Verhaltensweisen beurteilen können, wenn Folter und das gezielte Töten anderer Menschen bagatellisiert wird? Man muss sich dabei immer wieder auch bewusst machen, dass man selbst auf Modelle zurückgreift, die man in seiner Kindheit und in seiner Jugend gelernt hat. Dummerweise sind die digitalen Spiele manchmal eben doch interessanter als das, was man im Unterricht gelernt hat oder was die Eltern an ihre Kinder weitergegeben haben.

Grundsätzlich ist natürlich die Frage, wie gehe ich jetzt als Eltern mit diesem Thema um. Zunächst ist einmal zu sagen, dass ein generelles Verbot prinzipiell problematisch ist. Wie sollen die Kinder sonst lernen, Ihre Zeit selbst einzuteilen, den Schwerpunkt auf die wirkliche Welt zu legen und dabei noch Kind sein zu dürfen?

Die USK bzw. FSK zu übergehen, davon rate ich generell ab. Um es mal in aller Deutlichkeit zu formulieren, die Gremien, die diese Altersvorgaben festlegen, bestehen nicht aus lauter Vollpfosten, die keine Ahnung von der Materie haben. Die Filme werden angeschaut, die Spiele werden gespielt, und auf dieser Grundlage werden die Altersangaben festgelegt. Die Seite von USK.de beschreibt die Vorgehensweise wie folgt:

„Über die Grundsätze und Leitkriterien bei der Prüfung von Computerspielen nach dem JuSchG entscheidet ein Beirat, der sich aus 14 Vertretern gesellschaftlich bedeutsamer Gruppen zusammensetzt. Darunter sind die Kultusministerkonferenz, die Kirchen, die Jugendverbände, die Forschung, der Bund und die Jugendminister der Länder. Die Branche selbst hat zwei Stimmen im Beirat. Alle Entscheidungen werden mit den Jugendministerien der Länder abgestimmt.Über die Grundsätze und Leitkriterien bei der Prüfung von Computerspielen nach dem JuSchG entscheidet ein Beirat, der sich aus 14 Vertretern gesellschaftlich bedeutsamer Gruppen zusammensetzt. Darunter sind die Kultusministerkonferenz, die Kirchen, die Jugendverbände, die Forschung, der Bund und die Jugendminister der Länder. Die Branche selbst hat zwei Stimmen im Beirat. Alle Entscheidungen werden mit den Jugendministerien der Länder abgestimmt.“

Zur empfohlenen Zeitvorgabe verweise ich auf die Seite meiner Homepage: Wie viel Zeit ist sinnvoll?

Selbst Testen, Interesse zeigen: An unsere Schule geben wir den Eltern in einer Eltern-LAN-Party die Möglichkeit verschiedene Spiele zu spielen, um sich selbst einen Eindruck verschaffen zu können. Das ist ein Termin, den viele junge Schüler besonders fürchten. Neben verschiedenen Empfehlungen, zeigen wir auch Spiele die nicht geeignet sind, und geben auch den Eltern die Möglichkeit sich mit Jugendlichen aus meiner Medienscouts AG zu unterhalten. Somit bekommt der eine oder anderen ein ganz gutes Gefühl dafür, dass vielleicht die eigenen Kinder durchaus bereit sind, gesetzte Grenzen zu übertreten.

Potenziale von digitalen Spielen: Tatsächlich können digitale Spiele auch durchaus förderlich für die Entwicklung der Kinder sein. In der Regel entwickeln die Spieler eine bessere räumliche Vorstellungskraft, sie erhöhen ihre Reaktionsfähigkeit, die Koordination von Hand und Auge wird gefördert und sie lernen auch sich miteinander abzustimmen. Aber es sollte sich immer ein einem angemessen Rahmen bewegen und junge Kinder müssen nicht Spiele ab 18 spielen, diese Fähigkeiten lassen sich durchaus auch mit anderen digitalen Spielen erreichen.

Thomas Graschtat